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Expertin warnt vor Verlängerung der Glyphosat-Zulassung

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Expertin warnt vor Verlängerung der Glyphosat-Zulassung

Berlin - Die umstrittene Neuzulassung des gesundheitlich bedenklichen Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat steht möglicherweise auf der Kippe. Bei einem Treffen nationaler Experten in Brüssel kam nun keine Einigung zustande. In den nächsten Tagen solle weiter beraten werden. Zahlreiche europäische Staaten konnten sich bisher nicht auf eine Position verständigen. Auch die deutsche Bundesregierung scheint sich in dieser Frage uneins zu sein. Während Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) sich für die Wiederzulassung ausspricht, lehnt Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) diese ab.

Schmidt vertritt die Ansicht, dass die Politik sich nicht an die Stelle der Wissenschaft stellen solle. Seiner Auffassung nach seien bisher keine unvertretbaren Risiken des Unkrautvernichtungsmittels festgestellt worden. Dagegen spricht, dass die Internationale Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation WHO (IARC) das Mittel vergangenen Sommer als wahrscheinlich krebserregend eingestuft hatte.

Die Wissenschaftlerin Monika Krüger wies nun darauf hin, dass bei Glyphosat nur ein Grenzwert in Höhe null in Frage komme. Zur Belastung der Menschen in Deutschland sagte Krüger: „Unsere Studie ist die zahlenmäßig bisher größte Studie mit Probanden aus ganz Deutschland. Gerade deswegen war die Untersuchung wichtig. Das Ergebnis: Rund drei Viertel der Studienteilnehmer haben mindestens fünfmal mehr Glyphosat im Urin als im Trinkwasser zugelassen. Nur acht Menschen waren dabei völlig unbelastet. Insgesamt ist die Belastung durch Glyphosat erheblich. Interessant ist, dass Männer signifikant höher belastet waren als Frauen. Wenn Glyphosat aufgenommen wird, verteilt es sich im gesamten Körper einschließlich Gehirn.“

Laut Krüger werden durch Glyphosat wesentliche Prozesse im Körper blockiert: „Wenn Glyphosat im Urin erscheint, ist das ein Zeichen dafür, dass der Mensch den Stoff oral aufgenommen hat. Es gibt eine Vielzahl von internationalen Publikationen, die darauf hinweisen, dass dadurch bestimmte Enzymsysteme blockiert werden. Glyphosat fixiert hier zum Beispiel die Spurenelemente weg. Aber auch für den Körper wichtige Stoffe wie Eisen, Calcium, Magnesium werden durch Glyphosat blockiert. Ein Drittel des Glyphosats geht in die Zirkulation, zwei Drittel bleiben im Magen-Darm-Trakt.“

Sie geht fest davon aus, dass Glyphosat krebserregend ist: „Ich kann mich nur auf die Daten zurückziehen, die ich als Wissenschaftlerin und als Veterinärmedizinerin erarbeitet habe. Ich vertraue auf das, was die Internationale Krebsagentur nachgewiesen hat. Sie schätzen die Ergebnisse aus Tierversuchen als ausreichenden Beweis für Kanzerogenität ein. Das heißt, der Stoff wird als wahrscheinlich krebserregend eingestuft. Das sind Wissenschaftler, die sich seit Jahrzehnten mit Krebs und mit krebsauslösenden Mitteln befassen. Sie erscheinen mir glaubwürdiger als das Bundesamt für Risikobewertung. Wenn die internationale Krebsagentur davon ausgeht, dass Glyphosat wahrscheinlich krebserregend ist, dann wird das auch so sein.“ Sie ergänzt mit Blick auf das Krebsrisiko: „Meine Empfehlung ist, diese Wiederzulassung auszusetzen. Denn die Daten, die international vorliegen, sprechen dafür, dass es eine Belastung der Bevölkerung gibt. Wenn nur die Gefahr besteht, dass hier ein Krebsrisiko vorliegt, ist das doch Grund genug.“

 

Man kann nur hoffen, dass die politischen Entscheidungsträger diese Erkenntnisse in ihre Entscheidungsfindung einfließen lassen.

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