
Augsburg - Vor dem Augsburger Landgericht ist ein erschütternder Strafprozess wegen mehrfachen schweren Kindesmissbrauchs zu Ende gegangen. Das jüngste Opfer war erst vier Jahre alt.
Als Täter ist ein früherer Kinderarzt wegen sexuellen Missbrauchs von 21 Jungen zu dreizehneinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden. Darüber hinaus ordnete das Gericht eine Sicherungsverwahrung des 41-Jährigen an und sprach ein lebenslanges Berufsverbot aus. In der Urteilsbegründung betonte der Vorsitzende Richter Lenart Hoesch allerdings, dass der Kinderschänder nach einer erfolgreichen Therapie wieder in Freiheit kommen könne.
Augsburgs Leitender Oberstaatsanwalt Rolf Werlitz zeigte sich „sehr zufrieden“ und schloss eine Berufung seinerseits aus, weil das Gericht weitgehend dem Antrag der Staatsanwaltschaft gefolgt ist. Diese hatte eine Haftstrafe von vierzehneinhalb Jahren sowie die Sicherungsverwahrung verlangt. Auch die Anwälte der Opferfamilien reagierten mit Genugtuung auf das Urteil.
„Ob wir Revision einlegen, wird sich zeigen“, sagte einer der beiden Anwälte des Angeklagten. Sie hatten die Sicherungsverwahrung ihres Mandanten unbedingt verhindern wollen und bei einer Höchststrafe von 15 Jahren nur neun Jahre Haft gefordert. Richter Hoesch wies diese Strafforderung mit Blick auf die 21 Missbrauchsopfer zurück und nannte sie „völlig illusorisch“.
Ende November 2015 war der Prozess gegen den Pädophilen eröffnet worden, der schnell ein umfassendes Geständnis ablegte. Der Mann, der als Kinderarzt bereits im Augsburger Klinikum, im Klinikum der TU München und zuletzt an der Medizinischen Hochschule Hannover arbeitete, lockte die vier bis elf Jahre alten Jungen meist in Tiefgaragen und Keller und verging sich dann brutal an ihnen.
Die Festnahme des Kinderschänders erfolgte im Oktober 2014, nachdem er in Niedersachsen einen kleinen Jungen entführt und missbraucht hatte. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft lockte der Augsburger das Kind in sein Auto, betäubte es in einer Hannoveraner Wohnung und misshandelte es schwer. Bei ihren Ermittlungen stießen Kriminalisten auf weitere, bis ins Jahr 1998 zurückgehende Missbrauchsfälle, die dem Mann nachgewiesen werden konnten. Mehrfach wurden die Kinder von ihrem Peiniger auch noch fotografiert und die Bilder auf einem Computer abgespeichert, um sich daran zu ergötzen.
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